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„Wenn Liebe ohne Folgen bliebe… “ Zur Kulturgeschichte der Verhütung

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit den beiden Instituten für Volkskunde und Kulturgeschichte der Universitäten Jena und Marburg erarbeitet.

„Wenn Liebe ohne Folgen bliebe… “ Zur Kulturgeschichte der Verhütung ©Stadtmuseum Jena

Die ideale Verhütungsmethode soll sicher, wieder rückgängig zu machen und möglichst ohne Nebenwirkungen sein, außerdem einfach und schnell wirksam, ohne die Sexualität zu beeinflussen - so lautet die gängige Auffassung unserer Zeit. Dabei stehen uns eine Vielzahl natürlicher, hormoneller, mechanischer und chemischer empfängnisverhütender Maßnahmen zur Verfügung - doch inwiefern entsprechen sie den oben genannten Forderungen? Über diese und andere Fragen, über Vorteile, aber auch über Risiken und Nebenwirkungen möchte die neue Sonderausstellung im Stadtmuseum Jena Aufschluss geben. Insbesondere sollen neuere, noch weitgehend unbekannte Methoden wie Hormonimplantat, Vaginalring oder Verhütungspflaster unter die Lupe genommen werden. Thematisiert wird auch die sogenannte „Grüne Empfängnisverhütung“. Im Kontext zunehmender Verunsicherung gegenüber der Technisierung der Medizin, latenten Ängsten vor den Nebenwirkungen hormoneller Kontrazeption oder den Unannehmlichkeiten chirurgischer Eingriffe gewinnen jahrhundertealte pflanzliche Verhütungsmethoden wieder an Aktualität. Dabei sind die Vielfalt der kontrazeptiven Pflanzen und das detaillierte Wissen über ihre Zubereitung, Verabreichung und Dosierung bemerkenswert. Eingegangen wird sowohl auf die Entwicklung im Laufe der Geschichte als auch auf aktuelle Praktiken der Naturvölker Asiens, Nord- und Südamerikas oder Afrikas. Denn möglicherweise sind es gerade diese ältesten Verhütungsmethoden, die in Zukunft bestimmend sein werden?

Die Ausstellung macht deutlich, dass man Empfängnisverhütung nicht nur aus rein medizinischer Sicht beurteilen kann, sondern auch immer den sozialen, kulturellen und politischen Kontext im Auge behalten soll. Betrachtet wird das Bild der Frau durch die Jahrhunderte, ihre Körperwahrnehmungen und -erfahrungen, ebenso ihre politische Instrumentalisierung und ihr Recht auf Selbstbestimmung. Welche Rolle spielte und spielt beispielsweise die Kirche in der Diskussion um Empfängnisverhütung und Abtreibung? Was veranlasste die Frauen 1913 in einen Gebärstreik zu treten? Welche Bestimmung hatten sie im Nationalsozialismus, inwiefern kann die 1968er Bewegung als sexuelle Revolution gesehen werden und gab es Unterschiede zwischen der Bundesrepublik und der DDR? Abschluss dieses Streifzugs durch die Kulturgeschichte der Verhütung bilden die gegenwärtigen Debatten um den Geburtenrückgang im beginnenden 21. Jahrhundert mit seinen noch nicht absehbaren Folgen auf individueller wie gesellschaftspolitischer Ebene.

Eine Publikationen zur Ausstellung finden Sie hier und hier.

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