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80 Jahre Radio. Historische Radios aus der Sammlung Eckardt, Jena

Sonderausstellung zur Rundfunkgeschichte

80 Jahre Radio. Historische Radios aus der Sammlung Eckardt, Jena ©Stadtmuseum Jena

Das Radiohören ist für uns eine Selbstverständlichkeit, über die kaum noch jemand nachdenkt. Dabei werden es am 29. Oktober dieses Jahres gerade 80 Jahre, dass das „Wunder aus der Luft“ – wie es damals genannt wurde – auf deutschem Boden für jedermann Wirklichkeit wurde. An diesem Tag strahlte der Berliner Sender aus dem „Vox-Haus“ auf „Welle 400“ – gemeint sind 400 m Wellenlänge, das entspricht 750 kHz – zum ersten Male sein Programm „Zur Unterhaltung und Belehrung“ mit ganzen 250 Watt Senderleistung aus. Heute sind dagegen mehr als 100 Kilowatt für einen Sender auf der Mittelwelle üblich. Dieser 29. Oktober 1923 gilt als die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland. Nach diesem Start des Unterhaltungsrundfunks vor 80 Jahren in Deutschland bemühte man sich auch in anderen deutschen Großstädten, Radioprogramme für jedermann „zur Unterhaltung und Belehrung“ auszustrahlen. 467 Teilnehmer wurden anfangs gezählt, die überwiegende Mehrheit waren „Zaungäste“, sie hörten einfach „schwarz“, denn für eine Genehmigung zum Hören musste man 350 Mrd. Mark auf den Tisch des Staates legen! Ende 1925 überschritt man dann die Millionengrenze an zahlenden Teilnehmern, nachdem die monatlichen Gebühren am 14. Mai 1924 auf 2,- RM festgelegt wurden. Für unser Territorium war der Sender Leipzig auf Welle 452 m von Bedeutung, der am 1. März 1924 anlässlich der Leipziger Frühjahrsmesse als zweiter Sender der Weimarer Republik durch die MIRAG, die Mitteldeutsche Rundfunk-Aktiengesellschaft, in Betrieb ging. Er gilt somit als der Vorfahr des heutigen Leipziger Mittelwellensenders auf 783 kHz, der das Programm „MDR Info“ ausstrahlt. Mit der Zulassung des Rundfunks begannen viele Firmen, Rundfunkempfänger zu bauen. Auswirkungen des ersten Weltkrieges führten aber dazu, dass sich viele, um Geld zu sparen, ihren ersten Detektor-Empfänger „im Radiofieber“ selbst bauten: Lediglich eine Spule, ein Kondensator, ein Detektorkristall und ein Kopfhörer waren dazu nötig. Mit diesen Teilen, in der richtigen Schaltung verbunden, und einer Antenne – ein 10–20 m langer Draht, hoch aufgehängt – sowie einer Verbindung zur „Erde“ (z. B. zur Wasserleitung) konnte und kann man noch heute den Mittelwellen-Ortssender im Umkreis von 30–50 km hören. Am 26. März 1931 gelang es in Jena erstmals auf der Welt, eine Hörfunk-Reportage auf UKW aus dem Technisch-Physikalischen Institut (Prof. Abraham Esau) über 2 km zur „Besprechungsstelle“ Jena auf den Sender nach Leipzig zu übertragen. Und die Entwicklung ging rasch voran. Fortschritte bei der Technik der Elektronenröhren führten bald zu Empfängern mit hoher Empfindlichkeit und Trennschärfe, die einfach zu bedienen waren. Nach der Machtübernahme durch die Faschisten im Jahre 1933 erfuhr der Rundfunk eine völlig andere Bedeutung. Mit der Parole „Rundfunk in jedes Haus“ setzte das von Goebbels geleitete „Reichministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ die Produktion eines einheitlichen und damit billigen Zweiröhren-Einkreisempfängers durch, der die Bezeichnung „Volksempfänger“ erhielt. Der Rundfunk war damit bewusst und gezielt zu einem politischen Massenmedium geworden. Die Sonderausstellung im Jenaer Stadtmuseum bietet Einblicke in die verschiedenen Entwicklungsstadien der Rundfunkgeschichte. An Hand von über 100 größtenteils funktionstüchtiger Geräte, vom Detektor über den Volksempfänger bis zum UKW-Stereogerät der 1980er Jahre, vom Anfang der „Integrierten Schaltung“ in den 20er Jahren über das Kofferradio bis zum „Designer-“ (oder Kitsch-?) Radio wird die mit Heinrich Hertz beginnende Geschichte der Rundfunktechnik aufgezeigt. „Schau rein, um zu hören“ gilt für den interessierten Besucher, der vielleicht ebenso sein Radio – oder das seines Opas – entdecken wird wie der fachkundige sich gern an die alten „Dampfradios“ mit ihren Eigenheiten erinnern wird und mal wieder „fachsimpeln“ kann. Zahlreiche Dokumente vervollkommnen die Ausstellung und belegen die Entwicklung. Die ausgestellten Radios nach 1945 beschränkten sich auf das Gebiet der damaligen „Sowjetischen Besatzungszone“ und der DDR, wobei gerade im Mitteldeutschen Raum – also dem Sendegebiet des MDR – in Sonneberg, Apolda, Halle, Quedlinburg, Rochlitz, Staßfurt, Stollberg, … die begehrten Rundfunkempfänger vom Band liefen. Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt aber ist die einst weltbekannte deutsche Radioindustrie im Laufe der letzten 25 Jahre von Fernost-High-Tech-Ländern überholt worden und gehört heute der Vergangenheit an.

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