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Städtische Museen Jena
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Auswertung des Gewinnspiels Teil 2

Hier folgt der 2. Teil der Auswertung unserer Umfrage.

Zur letzten Sonderausstellung „Fotografien aus Jena“ gab es ein Gewinnspiel, das wir als Umfrage gestaltet haben. Die Teilnehmenden des Gewinnspiels waren zum einen gefragt, welche der ausgestellten Fotografien ihnen am besten gefällt, und zum anderen, welches sie am meisten berührt.

Die vier Fotografen Guntard Linde sowie Peter Eichler, Bernd Harnisch und Frank Müller von der fotogruppe mARTa zeigten Ihre Bilder, die in der unmittelbaren Vorwendezeit, aber auch in der Zeit des Umbruchs entstanden. In diesem Teil erfolgt nun die Auswertung zu Lindes Fotografien, die unter dem Titel „Wut. Mut. Hoffnung“ zu sehen waren.

Guntard Linde verfolgte die großen Veränderungen zwischen Herbst 1989 bis in die frühen 1990er Jahre auf vier verschiedenen Kundgebungen bzw. Demonstrationen in Jena und Berlin. Er interessierte sich dabei für die Menschen und die unterschiedlichen Stimmungen und Emotionen, seine Begeisterung hierfür wurde 1989 in Berlin gepackt: „Keiner hatte Angst, das war Revolution, hier gab es kein Zurück mehr. Ich bekam Gänsehaut und war glücklich, das erleben zu können“.

Manche Besucher:innen fühlten sich stark verbunden mit den Fotografien, da sie selbst oder ihnen nahstehende Personen dabei gewesen waren. Die Antworten der Teilnehmenden des Gewinnspiels konnten leider häufig keinem einzelnen Foto, sondern nur grob den vier jeweiligen Veranstaltungen zugeordnet werden. Daher lassen sich keine einzelnen Favoriten ausmachen, dennoch möchten wir Ihnen die Tendenzen gern präsentieren.

©Guntard Linde

Die Fotografien vom 15.01.1990 wurden am häufigsten genannt, darauf war der DDR-weite Generalstreik auf dem Jenaer Eichplatz (ehemals Platz der Kosmonauten) zu sehen. Auf den Plakaten ging es vor allem um die Nachfolge der SED, um das Vermögen der Partei und die Staatssicherheit. Wie auch in Berlin auf der größten nichtstaatlichen Demonstration in der DDR am 4.11.1989 (noch vor der Grenzöffnung!) sieht man viele strahlende Gesichter, aber die Stimmung in Jena war auf den Fotografien sichtbar ernster. „Jung und Alt, es sind alle mit dabei, die Gesichter und Gefühle (…) sind gut zu erkennen“, kommentierte ein Besucher. Die Teilnehmenden der Umfrage beschrieben eine Vielzahl ihrer Wahrnehmungen der Personen auf den Fotos aus Jena und Berlin, wovon an dieser Stelle einige genannt werden sollen:

  • hoffnungsvoll, selbstbestimmt und in dem Moment gut gelaunt
  • sie lachen die Angst weg und karikierten humorvoll und tiefgründig die (Noch-)Regierenden
  • Aufbruchsstimmung und Optimismus sprüht aus den Gesichtern
  • lachende neben bedrückten Gesichtern
  • unglaubliche Atmosphäre, so viele Menschen auf dem Eichplatz
  • Gemeinschaft und Verbundenheit
  • die Leute sehen glücklich aus, zusammen mit anderen ist man immer stärker

Besonders die Fotografie mit dem Jungen, der das Schild mit der Aufschrift „Ich will auch Reisefreiheit“ (Berlin) umklammert, bewegte einige auch jüngere Besucher:innen, für die die damaligen Einschränkungen heutzutage kaum mehr vorstellbar seien.

©Guntard Linde
©Guntard Linde

Der starke Stimmungswechsel zu den Fotografien der Demonstration der Zeiss-Arbeiter am 13.02.1991, faszinierte unsere Besucher:innen. Die Fotografien vom 13.02.1991 lagen in der Umfrage an zweiter Stelle. „Es ist nicht nur eine Zahl, sondern (es sind) Menschen sichtbar, die entlassen werden“; die Hoffnungslosigkeit, der Frust und die soziale und winterliche Kälte der ernst schweigenden Demonstrierenden waren für unsere Besucher:innen deutlich spürbar. Auch persönliche Erinnerungen und Emotionen wurden geweckt, u.a. folgende: „Meine Familie hat bei Zeiss gelernt und gearbeitet. Schon mein Urgroßvater war dort angestellt. Mit der Wende verloren Freunde und Familie ihre Arbeit und das Leben, was ich kannte, änderte sich radikal (…).“

©Stadtmuseum

Lindes Titelbild der Ausstellung hielt schlussendlich für uns noch eine Überraschung parat: Darauf ist eine Gruppe Jugendlicher zu sehen, die in Richtung Eichplatz läuft (eine Person beschrieb diesen Gang sehr schön als „Weg in Ungewisse voller Elan“). In dem Ausstellungsgespräch mit dem Fotografen Guntard Linde fand sich dann ein Besucher, Ron Cosack, wieder, der sich auf dem Foto erkannt hatte und sogar noch in Besitz der abgelichteten Gasmaskentasche ist (s. Foto). Wir haben uns über den Austausch sehr gefreut!

Zuletzt bedanken wir uns ganz herzlich bei unseren Besucher:innen der Sonderausstellung sowie allen Teilnehmenden des Gewinnspiels!

Ihr Team des Stadtmuseums

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