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Stadtmuseum Jena
Städtische Museen Jena
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Städtische Museen Jena
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Feiern in Jena – Runde Feste

2005 ist ein Jubiläumsjahr - ob Schiller und Abbe, Einstein oder Andersen - wir feiern und erinnern privat und öffentlich. Große Jubiläen, als Medien-Events inszeniert, die in ihren Formen erstaunlich wandlungsresistent erscheinen – runde Geburtstage, Ehejubiläen, Stadtfeste, Geschäfts- und Vereinsjubiläen, Universitätsfeiern, Betriebs- und Arbeitsjubiläen. Zeiten, Anlässe und Rituale verweisen auf Gemeinsamkeiten in Ikonographie und Grammatik, auf gemeinsame historische Wurzeln, Erlebnis- und Bedeutungsinhalte. So fügen sich die Feste des kleinen Gedenkens ein in den Rahmen des großen Gedenkens und der vielen kleinen Erinnerungen und Erinnerungsstücke.

Feiern in Jena – Runde Feste ©Stadtmuseum Jena

Feste sind und waren Erinnerung und Tradition, Ritual und Zeremoniell. Sie verkörpern ein Bedürfnis nach Geselligkeit und Spiel und sind Erinnerungs- und Verdichtungspunkte in Zeit und Raum - ob historische Stadtjubiläen, Heimatfeste oder Feste der Bürger in der Stadt. Feiern kennt heute scheinbar keine Grenzen. Dies gilt für zyklisches Feiern im Rhythmus der Jahreszeiten und des menschlichen Lebens ebenso wie für Jubiläen, die Feste an runde Zahlen binden. Es markiert unser Leben wie unsere Kultur im Wechsel von Arbeit und Fest. Die alten christlichen Festzyklen des Jahres - Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten - scheinen von den neuen Festen und Inszenierungen des Lebens in den Hintergrund gedrängt: Die Dominanz der Jubiläums-Tradition ist überraschend. Fast alles hat sich in der Welt der Postmoderne verändert – aber die Symbole und Zeichen der Treue sind geblieben. Sie markieren Formen des Zusammenlebens in Stadt, Verein, Betrieb, Universität, im Familien- und Freundeskreis, sie geben ihm Gestalt, Geschichte und Bedeutung. „Jubiläum“ oder Jubeljahr, geht zurück auf lateinisch „jubilum“ (urspr. freudiger Bauern- oder Hirtenruf) und auf das Alte Testament. Nach mosaischem Gesetz folgte nach sieben mal sieben Sabbatjahren das 50. Jahr, das mit dem Widderhorn („jobel“) eingeblasen wurde. In diesem „Jubeljahr“ sollte weder gesät noch geerntet werden, der Gläubiger dem Schuldner die Schulden erlassen. Auf diese Tradition berief sich Papst Bonifaz VIII., als er im Jahr 1300 erstmals ein „Jubeljahr“ ausrief, das allen Besuchern Roms vollkommenen Ablaß versprach. Der Jubeljahrzyklus wurde von 100 auf 50 und des Erfolges wegen im Jahre 1475 auf „alle 25 Jahre“ festgelegt. Dieser Abstand ist bis heute gültig, zuletzt wurde das Jubeljahr in Rom im „Heiligen Jahr 2000“ gefeiert. Die Zahlen 100 – 50 – 25 sind bis heute die Marksteine der Jubiläumskultur.

Jubiläumstraditionen

Universitäten griffen diese Tradition auf und bildeten ihre eigenen Jubiläumsketten, indem sie sich auf ihre Gründung beriefen: die Universität Erfurt erstmals im Jahr 1492, als sie ihren 100.Gründungstag feierte. Tübingen, Heidelberg, Wittenberg und Leipzig folgten und stellten damit – als protestantische Universitäten – die Weichen für eine moderne, säkulare Jubiläumskultur. Die protestantischen Jubiläen – dem katholischen Jubeljahr und seiner Ablaßpraxis entgegengestellt – galten damit auch als Zeichen religiöser Erneuerung. Dies fand erstmals Ausdruck im Reformationsgedenken des Jahres 1617, 100 Jahre nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg. Kirchen und Klöster, Städte und Zünfte folgten dieser Tradition und rückten ihre Geschichte in ein neues Licht. Das ‚kirchliche Monopol’ über das Jubiläum lockerte sich weiter auf. Private Jubiläen im städtischen Bürgertum finden sich seit dem 18. Jahrhundert als Geburtstage und als Feiern des Silbernen und Goldenen Ehejubiläums, im Industriebürgertum des 19. Jahrhunderts als Feier der Fabrik, des Fabrikherren und Produkts. Erst später entsteht eine Jubilarkultur, wie wir sie heute kennen. Zwei widersprüchliche Tendenzen sind in der Gegenwart zu beobachten: Die ‚klassischen’ Jubiläumszahlen und Anlässe werden unendlich variiert und erweitert, überall werden Jubiläen gefeiert – mit Schnaps- und Fantasiezahlen. Anderseits verändert sich die Stabilität der Sozialbeziehungen und Goldene Hochzeit, 50- oder 40jähriges, ja sogar 25-jähriges Arbeitsjubiläum werden zur Seltenheit.

Den Begleitband zur Ausstellung finden Sie hier.

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