Moderne in der Provinz. Kulturelle Experimente im Fin de Siècle Jena

©Stadtmuseum Jena

Meike Werner.
Wallstein Verlag, Göttingen 2003.
368 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Register und Verzeichnisse.

ISBN 3-89244-594-x

Preis: 24 Euro

Georg Simmel hat in seinem berühmten Essay "Die Großstädte und das Geistesleben" (1903) die Großstadt als den klassischen Ort der Moderne bezeichnet. Der dort gleichfalls explizierte Gegensatz zwischen Großstadt/Moderne und provinzieller Kleinstadt/Traditionalismus verschleiert jedoch die Komplexität und vielfältigen Nuancen moderner Kulturgeschichte mehr, als dass er aufklärt. Manche bedeutenden Experimente der europäischen Moderne fanden fernab von der Hauptstadt statt, sei es in Darmstadt oder Weimar, Marseille oder Lyon, Czernowitz oder Triest. Diese Studie untersucht die Moderne in einer deutschen Provinzstadt um die Jahrhundertwende: Jena in Thüringen. In einem Prolog wendet sich die Autorin zunächst dem schwer fassbaren Begriff der Moderne zu und diskutiere dann vor diesem Hintergrund die Frage der geistigen Zentren in der deutschen Provinz. Im Vergleich mit anderen europäischen Staaten erreichte das deutsche Kaiserreich nicht den gleichen Grad der Zentralisierung und Konzentration der Institutionen des Geisteslebens, wie es sich infolge von Industrialisierung und Entstehung des modernen Massenmarktes gesamteuropäisch abzeichnete. Ausgeprägter als in Frankreich, England oder Russland, aber auch Österreich und Spanien gab es im Deutschland der Jahrhundertwende neben der Hauptstadt noch weitere Zentren des kulturellen Lebens in der Provinz. Am Beispiel Jenas wird entwickelt, wie ein spezifisches Konzept der Moderne bewusst in eine kreative Konkurrenz zur Metropole Berlin trat. Es wird darum gehen, ein erweitertes Verständnis des Begriffs der Moderne zu entwickeln, der nicht nur die Großstadt, sondern auch die Peripherie als bedeutende Instanz der Moderne mit einbezieht.